Freitag 14.07.2000

Um 12:00 Uhr Mittags ging es nun endlich los, die Motorräder waren gepackt -wir hatten bestimmt viel zu viel mitgenommen- und wir waren auch startklar. Mit unseren Honda-Dominator war es nicht gerade eine Freude über die Autobahn zu düsen, darum wählten wir auch gleich von Osnabrück aus die Landstraße über Diepholz Richtung Bremen, weiter über das Alte Land und bei Glückstadt über die Elbe. Gegen Abend haben wir dann unser Lager direkt hinter der deutschen Grenze in Dänemark aufgeschlagen, nachdem wir die Nordseeküste entlang nach Norden gefahren sind. Witzig war, das der Campingplatzbetreiber nicht ein Wort Deutsch sprach, des Englischen war er auch nicht so mächtig, sodass wir hier schon mit Händen und Füßen reden mussten, wie sollte das bloß weitergehen..., im Nachhinein war es das einzige Mal.

 


Samstag 15.07.2000

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann die dänische Autobahn nach Norden, unser Autobahntempo lag so bei 110km/h, mehr war nicht drin, ohne das die Domis das Saufen angefangen haben, sprich, der normale Verbrauch lag so um die 5 Liter. Mittags um 14:00 Uhr waren wir in Hanstholm angekommen, an der Fähre die erst gegen 18:00 Uhr ablegt waren wir mit die Ersten. Wir hätten auch die 750km von Osnabrück in Eins fahren können, wir wollten uns jedoch keinen Stress machen und auch für den Fall gewappnet sein, das etwas Unvorhergesehenes passiert, schließlich bedeutet ein Verpassen der Fähre, die ja nur einmal wöchentlich fährt, den Abbruch der ganzen Reise. Wir haben uns dann erstmal in bequeme Klamotten gepellt und etwas gegessen, gegen 15:00 Uhr wurde es dann schon merklich voller unter anderem traf auch Michael aus Limburg mit seiner F650 ein. Die anderen Wagen waren die skurrilsten Fahrzeuge , vom wüstentauglichen Unimog, den immer noch beliebten Landrover Defender, über normale Pkw, bis hin zu luxuriösen Wohnmobilen war alles dabei (wie die allerdings auf Island klargekommen sind Frage ich mich heute noch). Als um 16:00 Uhr die Norröna anlegte ging alles sehr schnell, die Lkw's und Pkw's konnten zügig die Fähre verlassen, dann kam eine Phase in der die gastronomischen Einrichtungen beliefert wurden. In dieser Zeit lief der Check-In ab und die Motorradfahrer konnten vor der Fähre Aufstellung nehmen. Unsere Gruppe ist inzwischen auf weitere 2 AfrikaTwin, eine DR350 und eine ZZR600 (dazu später mehr) angewachsen. Auf der Fähre mussten dann die Motorradfahrer im Bugbereich die Motorräder an den Bordwänden anlaschen, dies geschieht mit siffigen öldurchtränkten Kunststoffseilen denen ich nichts zugetraut hätte, das da kein Motorrad Schaden genommen hat ist schon sehr verwunderlich gewesen. In der Zeit des Verzurrens sind dann die Pkw und Lkw in die Fähre gefahren und wurden bis au f den letzten Zentimeter genau geparkt, sodass man große Probleme hatte von seinem Motorrad zu den Aufgängen zu gelangen. Wir hatten Sleeperettes gebucht, das sind 9-Bett-Schlafräume, wenn wir jedoch vorher gewusst hätten das es sich bei dieser Art der Unterbringung um so kleine Räume handelt -es waren 3 mal Dreistockbetten mit einem Minigang in der Mitte-, hätten wir was etwas Besseres gebucht. Ach ja, die Sleeperettes befanden sich noch oberhalb der Brücke und hatten somit einen ideal schlechten Winkel zum Wasser. Wir haben den Abend in gemütlicher Mopedfahrerrunde bei ein paar Bier und mächtig Seegang ausklingen lassen.


Sonntag 16.07.2000

Frühmorgens um 4:30 Uhr ging bei mir nichts mehr, der Seegang ist über Nacht so stark geworden, das man kaum noch in den 55cm-Kojen liegen konnte, abgesehen davon war mir sauschlecht.... Katja hielt sich noch ganz tapfer. Ich beschloss aus diesem Fensterlosen miefigen Raum zu verschwinden um frische Luft zu schnappen, jedoch war die Luft auch außerhalb nicht viel besser, vielmehr noch schlimmer, denn überall lagen die Leute im Gang und haben rumgekotzt. Das war mir zu viel und ich beschoss dann auch ersteinmal die Fische zu füttern, naja und wer erst einmal anfängt, der kann auch so schnell nicht wieder aufhören, ich hatte jedenfalls ein gesteigertes Bedürfnis nach Sauerstoff und habe mich in meine Penntüte auf dem Achterdeck in einen Liegestuhl in den Windschatten gelegt, Katja hat mich da dann irgendwann gefunden. Gegen 10:00 Uhr wurde die See wieder etwas ruhiger, wir haben in der Zwischenzeit erfahren, das wir über Nacht Windstärke 9 hatten, na super. An dieser Stelle ein paar Worte über die Norröna, das Schiff befindet sich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand, die Stabilisatoren, die die Wellenbewegungen eliminieren sollen waren nicht mehr funktionstüchtig, das war bei Windstärke 9 eh nicht mehr so wirklich wichtig...2002 soll es aber ein neues Schiff geben. An Essen war gar nicht zu denken, sodass wir den ganzen Tag in der geräumigen Bar auf diesen runden Sitzecken im Liegen abgehangen haben. Spätnachmittag wurde dann mit ein paar Pringles der Magen wieder an feste Nahrung gewöhnt und Abends tauchten auch die anderen Motorradfahrer wieder auf, sie hatten sich in ihren Räumlichkeiten aufgehalten und litten auch. Spät Abends beruhigte sich die ganze Sache wieder und es wurde noch ein wenig Benzingeredet.


Montag 17.07.2000

Nach einem kurzen Frühstück ging es dann auch sehr schnell runter von Bord, alle Islandfahrende mussten ausschiffen, die Norröna fuhr weiter nach Bergen in Norwegen und holte dort weitere Passagiere ab. Michael und wir wollten die Tage auf den Färöer-Inseln zusammen verbringen. Das es auf den Campingplatz in Gjógv im Norden der Insel ging, war schnell entschieden, wir hatten dies als Empfehlung im Reise-Know-How gelesen und Michael hatte auch noch gute Erinnerungen an diesen Ort von seiner letzten Reise vor 10 Jahren. Dort angekommen präsentierte sich Gjógv bei bestem Wetter sehr idyllisch in einer Bucht gelegen. Der Campingplatz liegt genau an einer Jugendherberge dessen Sanitäreinrichtungen genutzt werden. Ferner ist eine zur Küche und Speiseraum umgebaute Garage nutzbar, es ist alles vorhanden, von 2 Gaskochstellen über Teller und Gläser einfach alles. Die sehr gepflegten Sanitäreinrichtungen waren 4 vollausgestattete Badezimmer im Obergeschoss der Garage mit Grasdach, einfach toll! Nachdem die Zelte auf dem sehr kleinen und schrägen Platz standen haben wir uns entschlossen eine kleine Inselrunde zu drehen, wir besuchten "Riese und Trollweib" ein Felsenpaar vor einer 800 Meter hohen Steilküste, die Klamm von Elduvík -ein Naturhafen wie er auch in Gjógv zu finden ist- und der zerfallene Magnusdom in Kirkjuböur auf der Hauptinsel Streymoy stand auch auf unserem Programm. Abends wurde dann ausgiebig gekocht und mit anderen Reisenden viel und lange geschnackt.


Dienstag 18.07.2000

Nachdem wir endlich mal wieder ausschlafen konnten, begrüßte uns der Tag mit herrlichsten Sonnenschein, sodass wir unser Frühstück auf unseren 4 Alukoffern eingenommen haben, Michael leistete sich den Luxus einen recht sperrigen Dreibeinhocker mitzuführen. Nach reichhaltigen Frühstück machten wir eine Wanderung zur örtlichen Steilküste, in der eine Papageientaucherkolonie brühtete, es war unglaublich, wir kamen bis auf 2-3 Meter an die putzigen Vögel heran. Von hier Oben hatte man auch einen herrlichen Ausblick über Gjógv, die Küstenlinie und die gegenüberliegende Insel Kalsoy. Am späteren Nachmittag haben wir dann noch eine Runde mit den Motorrädern gedreht, wir fuhren in den Süden der Inseln, sind aber recht schnell wieder gen Norden gefahren, weil uns das Wetter zu schlecht dort war. Abends wurde frischer Fisch gebraten, lecker!


Mittwoch 19.07.2000

Der Tag an dem wir die Inseln wieder verlassen und das ist auch gut so, denn wir haben in den letzten beiden Tagen fast jede Straße auf den Hauptinseln abgefahren und auch alles gesehen. Nach dem Zeltabbau und dem Packen ging es am späten Vormittag zurück nach Tórshaven welches im Regen lag. Ein Shoppingbummel gestaltete sich auch ein wenig schwierig, da kaum Geschäfte vorhanden waren die die Mittagszeit über geöffnet hatten. Etwas nettes zu Essen zu finden war auch nicht so einfach, sodass wir dann beim Bäcker überbackene Brote und ein wenig Süßkram gekauft hatten. Nach und nach trudelten auch wieder die anderen Motorradreisende ein, die entweder auf dem Campingplatz in Tórshaven geblieben sind, oder sich in der dortigen Jugendherberge einquartiert hatten. Unter diesen Leuten war auch Franz, ein waschechter Österreicher mit bestem Wiener Dialekt, diese Geschichte möchte ich euch nicht vorenthalten, den sie ist wirklich komisch. Franz hatte -recht kurz entschlossen- den Wunsch gehabt nach Island zu fahren, für diesen Urlaub mit seiner ZZR600 nahm er sich satte 2 Wochen Zeit, inklusive Anreise aus Österreich. Das Franz sich in keinerweise auf den Urlaub vorbereitet hatte war jedem sehr schnell klar, er hatte weder Reiseführer noch Kartenmaterial, dieses wollte er sich auf Island zulegen, er hatte nur gehört, das es in Island eine Ringstraße gibt, welche er innerhalb einer Woche fahren wollte. In Tórshaven jedenfalls schimpfte er in einer Tour über das schlechte Wetter und die viel zu teuren Lebensmittelpreise. Ach ja, Franz war 58 Jahre alt! Leider haben wir von Franz nach dem Anlanden auf Island nichts mehr gehört noch gesehen, nur eins ist Sicher, die eine Woche dürfte sehr knapp geworden sein, denn selbst die Ringstraße war nicht durchgehend asphaltiert, am besten dürfte die 21Km Tiefschotterstrecke mit seiner Sportmaschine gewesen sein :-). Gegen 18:00 Uhr ging es dann wieder los, weiter nach Seydisfjördur im Osten Islands. Wir tranken in großer Runde noch ein paar Bier und kamen recht spät in die Kojen bei Nachts einigermaßen ruhiger See, viel schlafen konnten wir jedoch aufgrund der Enge nicht.


Donnerstag 20.07.2000

Gesamt 108 km: 21 km Asphalt, 87 km fester Schotter.

Um 9:00 Uhr legte die Norröna an, dann begann das Ausschiffen und die Zollprozedur. Diese hat es für die vierrädrigen Islandreisende in sich, denn die Isländer nehmen es mit dem Schmuggeln sehr ernst und so wird ca. jeder fünfte Wagen in eine Halle 'gebeten' und dort kann man dann sämtliches Gepäck ausräumen und es wird jede Ritze im Wagen untersucht. Wir wurden nur gefragt, ob wir eine Angelausrüstung dabei hätten, weil Angeln in Island entweder original Verpackt sein müssen, oder mit einem beglaubigtem Dokument nachweislich desinfiziert sein sollten. Die Isländer haben Angst, das über verseuchtes Material Krankheiten übertragen werden können. Von Seydisfjördur ging es dann nach Egilsstadir, der nächst größere Ort etwas weiter im Landesinneren. Um 13:00 Uhr beschlossen Katja und ich, nachdem wir unseren Proviant aufgefüllt haben, uns sündhaft teures Fleisch zu grillen gekauft hatten und wir uns auch von allen anderen verabschiedet hatten, ersteinmal Schlaf nach zu holen. Michael wollte auch gleich weiter nach Grímsstadir, Ausgangspunkt der F88 einer Hochlandpiste zur Herdubreid und weiter zur Askja. Wir haben uns, nachdem wir um 16:00 Uhr ausgeschlafen hatten, zu einer Rundtour um Lagarfljót aufgemacht. Für Katja war es das erste Mal, das sie richtig Schotter fahren durfte, was auch zu meiner Freude erstaunlich gut klappte. Im Südwesten des Sees liegt der Hengifoss, ein Wasserfall der über mehrere Ebenen Basaltgestein sein Wasser führt. Der Fußmarsch von einer Stunde nur bergauf war in den Motorradklamotten recht beschwerlich, aber der Blick entschädigte die Strapazen. Abends sind wir dann nach dem Grillen vollgefuttert in unsere Schlafsäcke gekrabbelt und haben endlich mal wieder richtig schön schlafen können.