Katja und ich überlegten schon vor Jahren nach Kanada zu reisen, weil uns einfach die große Weite der Landschaft und die Natur sehr interessiert. Nachdem wir uns über das Land informiert haben, war für uns als Motorradfahrer klar, dass wir British Kolumbien und die angrenzenden Rocky Mountains von Alberta mit dem Wohnmobil und evtl. Familie bereisen werden.
Nachdem unsere Tochter Mirja im Februar dieses Jahres geboren wurde, stellte sich die Frage nach einem Sommerurlaubsziel für uns 3, ich kam dann wieder auf Kanada, was Katja aber zuerst wegen unserer kleinen Tochter für abwegig hielt. Bei genauerer Betrachtung ist es aber ein gar nicht so schlechtes © by Ulf MaringerAlter mit einem Säugling zu fahren, denn der Tatendrang unserer dann 5 Monate alten Tochter wird sich noch in Grenzen halten und wir werden noch einen Urlaub verbringen der mehr uns entspricht. Klar, ausgedehnte Wanderungen werden nicht drin sein, aber mit Kinderwagen und Bautrage ist einiges machbar.
Nach intensiver Recherche und überprüfung der Finanzen war klar, wir fahren für 3 Wochen nach Kanada!


An- und Abreise
Ohne Flieger geht nichts und wer nicht alles auf eigene Faust buchen und reservieren will, was faktisch auch nicht günstiger kommt, wird um einen 'Reiseveranstalter' nicht umhin kommen. Wir haben uns auf Anraten eines Arbeitskollegen für Canusa.de entschieden.
Wichtig war für uns ein Nonstopflug, denn wir wollten Mirja nur einmal das Starten und Landen antun (mit einem Direktflug fliegt man zwar auf dem direkten wege zum Ziel, aber man kann öfter Landen, ohne den Flieger zu wechseln). Wir haben uns für einen Flug von und mit der LTU entschieden, der direkt von Düsseldorf nach Vancouver ging. Der Preis lag p.P. bei 680,-EUR und 130,-EUR für Mirja (ohne Sitzplatzanspruch), ingesamt für Hin und Rückflug. Der günstige Preis kommt zustande wenn man unter der Woche fliegt und nicht an einem der 4 Wochenendtagen Fr.-Mo., denn dann kostet der Flug ca. doppelt so viel.
Nachdem auch der Preisvergleich der Camper von Canusa mit der örtlichen Anbietern und anderen Reiseveranstaltern standhielt, haben wir uns für Canusa entschieden.
Die Abwicklung lief ausschließlich über Internet, Mail und Telefon. Alles klappte Problemlos und man hatte genügend Zeit über alles nachzudenken, bzw. Alternativen zu recherchieren. 4 Monate vorher sollte aber spätestens alles gebucht sein, sonst wird es knapp mit Flugplätzen und günstigen Preisen.
© by Ulf MaringerDer Flug war angenehm und die 10 Std. in Thrombosehaltung, wurden Dank Essen und Videofilmen auf TFT's nicht all zu lang. Für Mirja reservierten wir ein Basket, ein Korb, der vor uns an der Wand befestigt wird und wo sie prima drin liegen und schlafen konnte. Lediglich das Starten und Landen gefiel ihr nicht, wegen dem Druckausgleich in den Ohren.


Reiseführer & Kartenmaterial
Von unserem Reiseveranstalter haben wir mit der Buchungsbestätigung einige Unterlagen bekommen. So eine Nordamerikakarte in Form eines Roadatlas. Pro Seite ist immer ein Bundesstaat (und das angrenzende) drauf. Für eine grobe Übersicht reicht es allemal. Der Atlas ist von Mapquest (ISBN 1-57262-597-x).
Des weiteren wurde uns von Canusa ein Reiseführer zugesandt. Der Reiseführer "West-Kanada Alberta/British Kolumbien" aus dem Vista-Point Verlag (ISBN 3-88973-228-3) besteht aus 6 Routenvorschlägen, die man nachfahren kann. Es sind dann genau die Sehenswürdigkeiten angegeben. Das ist mehr was für Leute die mit dem Mietwagen und vorgebuchten Motels reisen und sich sehr festlegen möchten. Aber als zusätzliche Informationsquelle nicht schlecht.
Wir haben den schon vor 2 Jahren erworbenen Reiseführer "Canadas großer Westen mit Alaska" aus dem Reise-Know-How Verlag (ISBN 3-89662-180-7) für unsere Recherche vorab und als Nachschlagewerk vor Ort, zu Rate gezogen. Hier fanden wir wieder alles was wir über Land und Leute Wissen mussten.
Von Canusa bekamen wir auch noch ein kleines kopiertes Heftchen (53 Seiten) das auch mit Routenvorschlägen wirbt und noch einige besondere Hinweise und Listen aufführt. Gar nicht schlecht.
Vor Ost haben wir uns dann noch eine British Kolumbienkarte in Form eines Pocket Atlas gekauft. Diesen aus dem Rand McNally Verlag würde ich aber nicht noch mal kaufen. Eine komplette Karte ist bestimmt besser. Wir hatten zwar zur großen Übersicht den Atlas von MapQuest, aber selbst die Details des kleineren Maßstabes, waren eher ungenügend, was sich aber erst später rausstellte.
Für unseren Abstecher nach Seattle haben wir uns in einer Tankstelle dort, eine örtliche Karte gekauft, in der den Großraum Seattle sehr gut mit Strassennamen beschrieben ist. Auch aus dem Verlag Rand McNally.
Im Internet gibt es zahlreiche Seiten über Kanada. Wer sich durch das Lesen einiger Reiseberichte über das Land Appetit holen möchte, wird hier fündig.


Straßen, Wege und Verkehr
In Kanada gelte europäische Maßeinheiten! Das gilt auch für den Verkehr. Alle Angaben sind in km/h. Entfernungen werden in km angegeben. Vereinzelt trifft man aber noch Maßeinheiten wie Milen und Feet an, das ist aber sehr selten und wenn dann ersichtlich.
© by Ulf MaringerÜber 100km/h wird eigentlich nicht gefahren. Auf ganz wenigen Highwayabschnitten ist mal 110km/h erlaubt, aber meistens gondelt man mit 80-90km/h dahin. Das ist auch ganz angenehm, denn es ist stressfrei, weil keiner rumdrängelt wie in Deutschland. Man kann auf mehrspurigen Strassen links und rechts überholen.
Es soll aber keiner glauben in Kanada wären die Strassen alle nur schnurgerade, das trifft vielleicht auf die Innenstadtbereiche zu, aber die Landstrassen sind sehr oft so kurvig, dass 80km/h völlig ausreichend ist. Es gibt einige Strassen, das sollte man nur 30-50km/h fahren, dem Geschirr zu liebe...


Motorradfahren
Katja und ich hatten bei unserer ersten Planung Kanada als Motorradreiseziel ausgeschlossen, das würde ich auch heute noch, wenn es um einen Schotterurlaub geht, denn die Schotterpassagen sind sehr oft höher im Norden und dann wirklich nur schnurgerade. Wer aber einen Asphalturlaub mit dem Motorrad verbringen will macht hier nichts verkehrt. Die Strassen sind schön kurvig und breit. Das Wetter auch sehr angenehm mit 20-30°C, allerdings muss man sich schon mal auf einen plötzlichen aber kurzen Schauer einstellen.
© by Ulf MaringerWer ca. 300km nördlich der amerikanischen Grenze bleibt wird sehr auf seine Kosten kommen.
Beliebteste Motorräder sind mit Abstand Harleys, dicht gefolgt von Honda Goldwing. Beide Kategorien sind auch sehr häufig mit Anhänger anzutreffen. BMW's haben wir auch einige gesichtet, aber fast ausschließlich die 4-Ventiler und davon nur GS und RT. Rennsemmeln sind hier total out, lediglich in Vancouver haben wir ein paar gesichtet.


Fahrzeuge
Die Palette der zu mietenden Fahrzeuge ist sehr groß und es ist für jeden etwas dabei, was seinen Ansprüchen genügen sollte. Vom kleinen Truckcamper bis hin zu einem zum Reisemobil umgebauten Reisebus kann man alles bekommen.
Ich möchte hier mal eine kleine Aufzählung machen mit den jeweiligen Für und Wieder der einzelnen Fahrzeuge:

  • Truckcamper:
    © by Ulf Maringer Sind Pickups mit Campingaufsatz. Diesen gibt es in 2 Größen, wovon ich den 8" als einfach zu klein bezeichnen möchte, dieser aber für Minimalisten ausreicht. der 12" ist ideal für 2 Personen, denn man hat ein großes Alkovenbett mit Sitzhöhe und allen Ausstattungen der großen Camper wie großer Kühlschrank, 3-Flammen Gasherd und Duschbad.
    Weiterer Vorteil ist, das diese Fahrzeuge Dieselmotoren und Allrad haben, was große Vorteile hat, wenn man in den Norden möchte wo nicht alles asphaltiert ist und auf den Verbrauch.
  • © by Ulf MaringerVan:
    Vergleichbar mit unserem Mercedes Sprinter mit voller Ausstattung. Dieses Fahrzeug eignet sich auch nur zu zweit und ist relativ Verbrauchsarm. Der Komfort ist auch besser als bei den Mobilehomes.
  • Mobilehomes:
    © by Ulf Maringer Vergleichbar mit unseren WoMos auf Mercedes- und Ducatobasis nur das in Canada Fordmaschinen genommen werden mit V10 Motor und gut Durst (25-30l). Die Aufbauten reichen bis zu 30". Wir hatten ein 22"igen und der war genau ausreichend für uns mit Kind und das ganze Gerödel was wegen Mirja mit musste. Im hinteren Bereich befindet sich ein Doppelbett und das Bad. Ein weiteres Doppelbett befindet sich im Alkoven, dieses ist aber wesentlich flacher als bei den Truckcampern (TC), weswegen ist den TC auch den Vorzug geben würde.
  • Trailer:
    © by Ulf Maringer Ein Pickup mit entsprechender Motorisierung kann auch als eine Art Sattelschlepper eingesetzt werden um Auflieger zu ziehen. Diese Auflieger erreichen Dimensionen, wie sie Busähnlich sind und mit sämtlichen Komfort aufwarten, hier wie auch bei den Mobilehomes besteht die Möglichkeit Fahrzeuge mit Auszügen, die die Innenraumnutzung noch mal vergrößern, zu bekommen.
  • Reisebusse:
    © by Ulf Maringer Das Ende der Fahnenstange bilden die Busse die mit ihren Auszügen die Größe von einem kleinem Einfamilienhaus annehmen. Oft werden über eine spezielle Vorrichtung Pkws und Geländewagen hinterhergezogen, um vor Ort auch mal in die Innenstadt fahren zu können. Krönung war ein gigantischer Bus mit Plattform hinten auf der eine 1800er Goldwing stand und da dran dann noch ein Geländewagen.

Übernachtung
Wer mit einem Zelt oder Mobilehome unterwegs ist, kommt nicht umhin Campingplätze anzulaufen, denn Wildcampen ist in Kanada strengstens Verboten.
In den Nationalparks kann es auf den staatlichen (und nur diese gibt es dort) Campground schon mal knapp an Plätzen werden und es empfiehlt sich vorher einen Platz telefonisch zu reservieren. Auch auf Vancouver Island fährt man mit einer Reservierung besser.
Die Preise für einen Platz sind auch nicht ohne, wir haben im Mittel 28 CAN$ bezahlt. Die teuersten Plätze liegen bei 35,-$, hier liegt man schon fast auf günstigem Motelpreis...


Essen und Trinken
So schlecht wie das amerikanische Essen immer gemacht wird ist es nicht, vorrausgesetzt man hält wirklich nicht jeden Tag an einem der bekannten Burgerketten. Es gibt durch das Multikulti an Personen auch eine reichhaltige Auswahl an Speisen. Klar stehen neben Burgern, Asiaten und Inder im Vordergrund.
Die Küchen in den Wohnmobilen sind aber durchweg gut ausgestattet, so gehört ein 3-flammiger Gasherd, ein großer Kühlschrank mit separatem Tiefkühlfach zur Standardausstattung, ab Mobilehome ist auch eine Mikrowelle Standard.
Nach Fahrzeugübernahme haben wir uns im Safeway mit allem Nötigen eingedeckt und Essen für ca. 7 Tage auf Vorrat eingekauft. Es besteht aber in allen größeren Orten die Möglichkeit Lebensmittel nachzukaufen.
Wer lieber viel Essen geht, macht bestimmt auch nichts verkehrt, denn die Preise sind durchweg niedriger als bei uns in Deutschland, auch mit dem Tip, den man je nach Zufriedenheit zwischen 10 und 15% ausfallen lässt, je nachdem wie zufrieden man war.
Wer viel selber kochen möchte, sollte sich einen Messbecher und die gängigsten Gewürze aus Deutschland mitbringen.

© by Ulf Maringer


Die Kanadier
Durchweg ein Multikultivolk, was nicht all zu verwunderlich ist, denn das Land ist noch sehr jung. Franzosen im Osten und Briten im Westen waren die ersten Europäer, die Mitte des 19.Jahrhunderts das Land besiedelten, nach und nach kamen aus allen Teilen der Welt Menschen in das Land und füllten es mit Leben und ihren Eigenen Lebensgewohnheiten.
Die Küche ist sehr unterschiedlich und so ist nicht alles Burger was gegessen wird. Die fernöstliche Küche ist sehr lecker und gut vertreten, Italiener und Griechen weniger, aber auch diese findet man.
Die Menschen sind überall sehr freundlich und hilfsbereit. In den Restaurants wird Service sehr groß geschrieben denn man lebt von dem Trinkgeld.
Besonders auffällig war auch die Kinderfreundlichkeit in diesem Land, nicht nur die Menschen sind Familien viel aufgeschlossener (man erntet keine bösen Blicke wenn ein Kind im Restaurant mal schreit), sondern auch die Einrichtungen sind sehr oft auf die kleinen Besucher besser eingerichtet als bei uns.


Das Reisen mit Kind
Vorab: Im Nachhinein würden wir jederzeit den Urlaub genau so wieder buchen und können auch nur jeden jungen Eltern dazu raten.
Mirja ist es vom fast ersten Tag an gewöhnt gewesen auch mal in einer anderen Umgebung als zu Hause zu schlafen. Für uns war wichtig einen Nonstopflug zu buchen, um Mirja den Druckausgleich beim Starten und Landen nur einmal zuzumuten. Auf dem Hinflug hat sie jeweils das ganze Steigen und Landen durchgeschrieen, auf dem Rückflug hatte sie wohl geschnallt, dass das Nuckeln an Mamas Brust doch das Beste ist und alles lief ohne Mucks ab. Den ganzen Rückflug, wie auch fast den Hinflug über, hat sie gepennt. Das Basket, was an die Trennwand zur Küche gehakt wird kann man mit dem Sitzplatz reservieren.
Ferner war uns auch wichtig eine nicht dauernd wechselnde Unterkunft zu haben, wie es z.B. bei einem Leihwagen und Motelurlaub der Fall wäre. Das Mobilehome ist ein Zimmer auf Rädern und somit ideal.
Tagsüber saß sie viel im Maxicosi als wir die Stecken zurücklegen mussten, aber durch die Unterbrechungen durch Stillen und Besichtigungen war es gar kein Problem.
Wir hatten unseren Kinderwagen dabei, den wir bis direkt zur Flugzeugtür mitnehmen konnten und der auch als erster mit ausgeladen wurde. Ferner hatten wir eine Bauchtrage (Baby Björn) dabei und eine Kinderkraxe (Rucksack mit Kindersitzgestell) um unwegsames Gelände zu durchqueren / um zu wandern. Alle Sehenswürdigkeiten sind aber Behindertengerecht und somit auch Kinderwagenfreundlich zu erreichen.
Da das Stillen in der Öffentlichkeit in USA und Kanada untersagt ist, muss man sich alternativen suchen. Im WoMo war es natürlich kein Problem, doch in den Städten ist dieses ja nicht so schnell erreichbar. Hier gibt es immer irgendwo eine Shopping Mall (großes Einkaufszentrum) in dem ein "Baby Changing-Room" oder "Nursery Room" vorhanden ist. Babykost und Windeln gibt es auch in Kanada und USA wie bei uns reichlich.