Freitag 21.07.2000

Gesamt 187 km: 134 km Schotter davon 21 km Tiefschotterpiste, 53 km Wellblechpiste mit Sandpassagen.

Nachdem wir unser Frühstück gemütlich genossen haben und unser Hab und Gut wieder rüttelsicher auf unseren Domis verschnürt hatten ging es auch für uns in nördlicher Richtung die Ringstraße entlang. In Egilsstadir nochmal die Mopeds vollgetankt fuhren wir nach Grimsstadir, wo auch die nächste Tanke sein sollte. Dummerweise habe ich meine Reservekanister die bei der Fährüberfahrt leer sein mussten nicht wieder vollgetankt. Nachdem wir eine 21Km lange echt heftige Tiefschotterpiste gefahren sind auf der Katja, weil ein Schloss nicht richtig geschlossen war, einen Kofferdeckel verloren hatte. Ich durfte dann 11 km zurück fahren...In Grimsstadir angekommen war nix mit Tanken, da diese nicht mehr in Betrieb war, dann ging das Rechnen los, bleibt man auf der Ringstraße und fährt weiter bis zur Nächten, oder fahren wir die nördliche Route nach Ásbyrgi, wir haben uns dann für die kaum längere Strecke nach Norden entschieden da wir die Naturschauspiele nicht auslassen wollten. Nachdem wir uns die 864 mit heftigstem Wellblech -das ist in Wellen festgefahrener Sand, der einen mächtig durchschüttelt- vorrangekämpft hatten, kamen wir zum Dettifoss, dem Wasserstärksten Wasserfall Europas. Es war schon beeindruckend zu erleben wie diese Wassermassen dort runterstürzten und eine große Gischtwolke fabrizierte, welche an der gegenüberliegenden Seite alles grün und saftig werden ließ. Die Weiterfahrt ging ebenfalls über Wellblech, welches sich jetzt mit Weichsandpassagen abwechselte. Ich war stolz wie Oskar auf Katja, die Alles recht gut meisterte, zwar mit teilweise heftigen Schimpfen und Klagen, aber dann immer doch prima. Die Tankstelle in Ásbyrgi erreichte ich buchstäblich auf dem letzten Tropfen und hier wurden dann auch sofort die Reservekanister gefüllt. Der großflächige Campingplatz war recht gut besucht. Es waren viele Isländer mit ihren großen kinderreichen Familien dort. Die Fahrzeuge sind fast ausschließlich Geländewagen, die Fahrwerkstechnisch weiter modifiziert um noch größere Reifen montieren zu können. Als Unterkünfte dienen riesige Zeltanhänger, wo das Dach hochgekurbelt wird und die Schlafkabinen nach Vorn und Hinten ausgezogen werden. Wir genossen die abendliche heiße Dusche die uns den Staub des Tages von den Körpern spülte.


Samstag 22.07.2000

Gesamt 278 km: 23 km Asphalt, 255 km fester Schotter mit teilweise Tiefschotterpassagen.

Morgens, nachdem wieder alles abgebaut und eingepackt war, ging es das Bakkahlaup-Flussdelta entlang hoch auf die Halbinsel Tjörnes. Auf Höhe Breidavik blies ein heftiger Wind, der uns in ganz schöne Schräglage brachte, obwohl es geradeaus ging. Im nur 67 km entfernten Húsavík machten wir einen Ortsbummel und besichtigten die 1907 aus norwegischem Holz erbaute Jugendstil-Kirche. Am Hafen entdeckten wir dann eine Reederei die Whalewatching anbot, hier buchten wir die letzte Tour um 20:00 Uhr -die um 14:00 und 17:00 Uhr waren schon ausgebucht- für diese musste wir ca. 80,-DM p.P. bezahlen. Da wir nach der Tour aus zeitlichen Gründen nicht mehr weiterfahren können würden, haben wir uns entschieden den Campingplatz in Húsavík zu nehmen und von dort aus noch eine kleine Tour zu unternehmen. Nachdem wir unser Heim aufgebaut und eingerichtet hatten, haben wir uns mit nur einem Motorrad Richtung Mývatn aufgemacht. Die Piste ging durch karges Hochland das durch den Wind gekämmt war wie ein gepflügtes Feld. Um den Mývatn, der ja auch an der Ringstraße liegt, war dann wieder alles asphaltiert. Eine Runde um den See brachte beeindruckende Blicke auf Pseudokrater, durch Eruption aufgebrochene Felsen und bizarre Landschaften. Leider versäumten wir das Solfataregebiet bei Krafla zu besuchen. Die Rückfahrt ging dann 58 km über die unasphaltierte Ringstraße, die 845 und 85 nach Húsavík. Wieder zurück wollten wir dann noch auf den Hausberg des Ortes fahren, um evtl. einen schönen Blick über den Ort zu erhaschen, leider wurde der Weg so steil, das es für zwei Personen auf einer Domi nicht mehr möglich war weiter hoch zu fahren. Als wir danach zum Zeltplatz zurückgefahren sind erlebten wir eine weniger tolle Überraschung, auf dem sehr leeren und auch sehr großen Platz hat sich jemand mit seinem Zelt so dicht an das unserige gebaut, das sich die Zeltschnüre schon überschnitten. Und das alles damit die dekadente M-Klasse des Müncheners direkt hinter seinem Zelt steht. Wir sind ja echt gesellige Menschen, aber bei der Aktion ging mir echt der Hut hoch, schließlich war Platz genug... Nach unserem Essen haben wir uns dann zu Fuß zum Hafen aufgemacht und sind um kurz nach 20:00 Uhr in See gestochen. Die Hinfahrt an die Westseite des Skjálfandi -eine riesige und tiefe Bucht in der die Blauwale gerne zum fressen kommen- dauerte eine Stunde, wir wurden von Delphinen begleitet die um unseren umgebauten Fischkutter tollten. Die Kurverei im Zielgebiet von einer weiteren Stunde brachte leider keinen großen Wal zu Gesicht, wir konnten aber kleine Mingwale beim Luftholen beobachten, eine imposante Fluke blieb uns leider verwehrt. Auf der Rückfahrt wurde heiße Schokolade und ein Rosinenhefekringel der sehr zimtig schmeckte gereicht. Wir genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang auf See und fielen gegen 0:00 Uhr sehr müde in unsere Schlafsäcke, leider durften wir uns das Geschnarche aus dem Nachbarzelt auch noch antun.


Sonntag 23.07.2000

Gesamt 279 km: 128 km Asphalt, 151 km fester Schotter, teilweise Tiefschotterpassagen.

Als wir gegen 9:00 Uhr aus unserem Zelt gekrochen sind, waren unsere Nachbarn gerade verschwunden, sie hatten das Einpacken um 6:30 Uhr freundlicher Weise auch nicht gerade leise gestaltet... Nach einen schönen Frühstück und der üblichen Einpack- und Aufrödelprozedur ging es dann zum Godafoss, einer der schönsten Wasserfälle Islands. Wir haben dann noch eine gut 50 Km Runde durch die Fljótsheidi auf der Bárdardalur gedreht in Sandvik ging es dann zurück Richtung Ringstraße. Nach einigen Asphaltkilometern sind wir zum Museumsdorf Laufás auf die 83 abgebogen. Dieses Gehöft direkt am Eyjafrördur ist eine Torfhaussiedlung wo nur die Fassadenvorderseiten aus Holz sind, die grasbewachsenen Dächer sind selbstverständlich. In Akureyri angekommen, haben wir einen Stadtrundgang gemacht. Nach unserem Mittagssnack ging es dann die Ringstraße weiter westlich nach Varmahlid, wo wir von einer großen Tankstelle mit ebenso großem Einkaufsladen überrascht wurden, dieser war auf unserer Karte gar nicht eingezeichnet. Dort haben wir erstmal unsere Vorräte aufgefüllt und mal wieder lecker Pólser gegessen. Wir sind dann 24 Km weiter nach Saudarkrókur gefahren, weil wir nicht direkt an der Ringstraße campen wollten. Saudarkrókur ist kein schöner Ost, viele Plattenbauten, erinnerte uns ein wenig an die neuen Bundesländer,...aber am Ortseingang war ein Schwimmbad mit angrenzendem Campingplatz. Dieser war kostenlos, jeweils eine Toilette und ein Waschbecken für Männlein und Weiblein war vorhanden, jedoch duschen musste man sich im Schwimmbad, darüber finanzierte sich auch dieser Platz. So trostlos der Ort auch war, das Schwimmbad mit seinen vielen verschieden beheizten Pools war klasse, dort hielten wir uns eine ganze Weile auf. Wir waren dann früh im Zelt, hatten Schlaf nachzuholen und waren beide für noch einen Ortsrundgang nicht zu begeistern.


Montag 24.07.2000

Gesamt 290 km: 183 km Asphalt, 66 km fester Schotter, teilweise lose, 41 km heftige Piste mit kleinen Flussdurchquerungen und großen Schlaglöchern, Buckel, und Steinen.

Der heutige Tag sollte ein ruhiger werden, wir wollten den Vogelfelsen 'Hvítserkur' der wie ein Elefant aus Stein an der Küste steht besuchen und den Rest des Tages gemütlich vorm/im Zelt verbringen. Zuerst wollten wir die 745, die Laxárdalur, um die Halbinsel Skagaheidi fahren, der sehr heftige Wind ließ uns die 22 km lange Abkürzung, die Nordurdalur nehmen. Diese entpuppte sich jedoch schnell als sehr anspruchsvolle Piste mit tiefen Spurrillen, vielen großen Steinen und Schlaglöchern die bei Unachtsamkeit das halbe Vorderrad verschwinden ließen. Hier mussten wir auch die ersten kleineren Flüsse durch Furten überqueren. In Blönduós ging es dann wieder auf die asphaltierte Ringstraße bis bei Sida der Abzweig auf die 711 kam. Der folgten wir dann auf festem, teilweise losem Schotter bis Ósar, von wo nach einem kurzem Fußmarsch ein toller Blick auf den Hvítserkur zu genießen war. Bei Stóraborg erklommen wir noch eine zerfallene Felsenfestung, von der man einen imposanten Fernblick über das ganze Húnafjördur hatte. Wieder an der Ringstraße ging es diesmal auf dieser zurück über Varmahlid nach Saudarkrókur, Katja wollte die 744 nicht wieder zurück und dem Wind auf der 745 traute sie auch nicht. In Varmahlid kauften wir noch frisches Fleisch ein und beendeten den Tag mit grillen am Zelt, natürlich sind wir noch mal kurz in die Pools gehüpft.


Dienstag 25.07.2000

Gesamt 138 Km: 48 km Asphalt, 90 km fester Schotter mit größeren Steinen und Schlaglöchern.

Heute sollte es nun endlich ins Hochland gehen, auf der Fähre hatten wir bereits erfahren, das die Pisten im Hochland sehr schlecht sein sollen, wir sind also mit entsprechenden Erwartungen losgefahren. Zuerst ging es wieder die schon bekannte Asphaltstraße zurück zur Ringstraße, diese wieder 24 km westwärts bis zum Abzweig auf die 735 die dann in die F35 übergeht. Die F35 ist die 'Kjölur-Route', sie verläuft von Nord nach Süd zwischen den beiden Gletschern Langjökull und Hofsjökull und ist wohl die bekannteste und einfachste Hochlanddurchquerung. Der Nordteil der Hochlandpiste war sehr einfach zu fahren, fester Schotter, unspektakulär. Nach ca. 40 km erreicht man den Aussichtspunkt Afangafell, man hat von hier aus eine sehr gute Fernsicht auf die beiden Gletscher und auf das Stauseengebiet Blöndulón. In der Mitte der Route ist das Solfataregebiet Hveravellir, hier ist auch ein Campingplatz mit spartanischer Ausstattung und Plumpsklo. Der Hauptgrund warum wir hier unser Zelt ausgeschlagen haben ist aber die Heiße Wanne, ein 3x5 Meter großer Natursteinpool, den mal jemand mit etwas Beton dicht gemacht hat. Wir guckten allerdings nicht schlecht, als ein Reisebus mit Touris ankam -auf Island fahren geländegängige höhergelegte Reisebusse, die Reisende auch zu abgelegenen Osten bringen können, leider-. Ruckzuck war eine Zeltstadt aufgebaut, der Pool überfüllt und bei uns war´s vorbei mit der idyllischen Stimmung. Wir haben in der Zeit eine Wanderung durch das Solfataregebiet gemacht und konnten fauchende Geysire, vor Hitze blubbernde Quellen, Wollgras und die verschiedenen Farbschattierungen der Salzkristalle, die sich auf den Felsen gebildet haben bewundern. Abends haben wir dann im etwas leereren Pool gebadet und uns nach dem Essen mit Halvar -, den wir schon beim Godafoss getroffen haben, über unsere Reise unterhalten. Halvar ist ein seit 10 Jahren in Celle lebender Norweger und war alleine mit einer alten G/S unterwegs. Es kamen auch noch zwei Pärchen auf zwei R1100GS an, bei der Beladung haben wir uns allerdings gefragt wie sie die Pisten hier so schaffen...


Mittwoch 26.07.2000

Gesamt 110 km: 10 km Asphalt, 100 km feste Schotterpiste mit großen Steinen, Flussdurchquerungen und tiefen Auswaschungen / Schlaglöchern.

Morgens um 7:00 Uhr -für uns mitten in der Nacht- wurde es recht Laut um uns, bis 8:30 Uhr waren alle Zelte abgebaut, die Meute im großen Zelt abgefüttert und die Busse beladen. Wie die Sanitäreinrichtungen danach aussahen sage ich jetzt hie lieber nicht. Wir haben uns nach dem Frühstück und der täglichen Aufrödelprozedur dann mit Halvar auf den Weg weiter südlich Richtung Geysir gemacht. Die beiden Pärchen auf ihren Elfhundertern haben wir recht kurzfristig eingeholt, sie waren eine halbe Stunde vor uns aufgebrochen und hatten sichtliche Probleme ihre 500Kg (mit Personen und Gepäck) über diese Stecke zu bekommen. Es ging gut 100 km eine sehr desolate Piste südwärts, die größtenteils im Stehen gefahren werden mussten. Flankiert von großen Felsbrocken, die auch teilweise auf dem Weg lagen, ging es durch zwei kleinere Flussdurchquerungen zum Gullfoss, dem südlichsten Punkt der Kjölurroute. Der Gullfoss, was übersetzt der goldene Wasserfall heißt, macht seinem Namen alle Ehre, das Wasser stürzt in drei Ebenen in die Tiefe und die Gischt lässt einen traumhaften Regenbogen entstehen, traumhaft. Halvar wollte recht zügig nach Reykjavík zurück, er hatte sein Motorrad per Seefracht nach Island gebracht und ist selbst geflogen, wir sind zum nahegelegenen Geysir im Haukadalur gefahren und haben uns dort von der anstrengenden Fahrt über die südliche Kjölurroute erholt. Nachdem unser Zelt aufgebaut und eingerichtet war haben wir uns die Zeit genommen unsere Motorräder mal wieder zu waschen. An fast allen Tankstellen kann man kostenlos mit klarem Wasser und einer Bürste wie sie bei uns in den Selbstwaschanlagen bekannt sind sein Fahrzeug waschen. Dieses sollte man auch unbedingt dann und wann tun, denn der rote Staub/Sand brennt sich förmlich in das Motorrad ein, wir mussten ganz schon schrubben. Wir haben uns dann zwischen den heißen Quellen und Geysiren aufgehalten und konnten den Strokkur (das Butterfass) bestaunen, der alle paar Minuten sein Wasser 10-20 Meter hoch schießt. Bevor das kochende Wasser aus dem Geysir herausspritzt, steigen zuerst große Dampfblasen auf, dann wölbt sich die Wasseroberfläche glockenförmig auf. Den Bruchteil einer Sekunde später schießt das Wasser nach oben. Nach dem Essen haben wir dann noch in dem nebenliegenden Schwimmbad relaxt bevor wir sehr Müde in unserem Zelt verschwunden sind.


Donnerstag 27.07.2000

Gesamt 133 km: 123 km Asphalt, 10 km feste Schotterpiste.

Heute ging es in die Hauptstadt Reykjavík. Die Fahrt über Sellfoss ging über eine gut ausgebaute Asphaltstraße, welche sogar vor Reykjavík vierspurig wurde. Das südwestliche Gebiet Islands ist das dichtbesiedelste, hier ist viel Industrie zu finden, die Straßen sind alle gut ausgebaut und die Landschaft ist karg und flach. Reykjavík ist mit ihren gut 100.000 Einwohnern sehr schnell gewachsen, als Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre die Inflationsrate sehr hoch wurde, wurden Kredite so billig, dass sich viele Familien ein eigenes Haus leisten konnten. Mit den Trabantenstädten beträgt die Einwohnerzahl gut 160.000, dies ist mehr als die Hälfte der gesamten isländischen Bevölkerung von 270.000. Wir haben den Zeltplatz in der Stadt gewählt (Sundlaugavegur), weil wir zu Fuß die Stadt erkunden wollten. Dieser Platz wird fast ausschließlich von Trampern, Radfahrern und auch Motorradfahrern genutzt, das Serviceangebot mit Waschmaschinen u.s.w. ist sehr gut. Hier haben wir auch Halvar noch einmal getroffen, der Mittags seine Maschine zu Zoll bringen muss. Wir haben uns zu einen Stadtbummel aufgemacht, sahen sehr wenig architektonische Sehenswürdigkeiten, mit Ausnahme der Hallgrímskirkja, einer gigantischen Betonkirche. Von deren Turm hat man einen sehr schönen Ausblick über ganz Reykjavík, die Bucht mit dem Hafen und die nahegelegenen Berge des Esja. Die Stadt präsentiert sich sehr sauber, die Haupteinkaufsstraße ist recht modern und überall sieht man das sehr viel Beton verbaut wurde. Durch die geothermale Erdwärme in der Nähe, sind sogar die Straßen und Wege beheizt. Wir sind dann nachdem wir am Campingplatz zurück waren noch mit dem Motorrad zum Kringlan, einem riesigen Einkaufszentrum am Stadtrand, gefahren und haben dort eingekauft. Nachdem ich mich Abends öfter an Katjas heißem Kakao bedient hatte, brauchten wir auch hier Nachschub. Wir haben uns jeden Abend einen heißen Kakao gekocht und verdünnt  mit etwas von unseren 2 Liter Bacardi die wir importiert haben. Abends wurde es immer recht kühl und so ein Lumumba wärmte sehr schön :-). Wieder am Zelt, haben wir ausgiebig gekocht und sind vollgefuttert ins Zelt gefallen.